Inzwischen spielt Tez Robertson seine neunte Saison in Frankfurt, er absolvierte bisher mehr als 300 Spiele. Bei den FRAPORT SKYLINERS ist er deshalb nicht ausschließlich Identifikationsfigur. Er hat, ähnlich wie Pascal Roller, einen Legendenstatus erreicht. Doch wie kam er damals eigentlich in die Main-Metropole? Darüber und über vieles mehr plauderten wir mit ihm in einem gemütlichen „Offseason-Telefonat“.

Probezeit genutzt!

Tez, du bist in Cincinnati/Ohio geboren, hast aber in Auburn/Alabama studiert. Wie kam es dazu?

Vor dem College spielte ich zwei Jahre an einer Prep School in North Carolina. In Cincinnati hatte man nach dieser Zeit kein Interesse an mir, in Auburn allerdings schon. So war mein Weg nach Alabama praktisch vorgegeben.




Wann war für dich klar, dass dein Beruf „Profibasketballer“ heißen wird?

Als ich ans College kam, wurde mir bewusst, dass ich Basketball später professionell spielen möchte. Das war einfach mein Traum!

Wie kam der Kontakt 2009 mit den FRAPORT SKYLINERS zustande? Wolltest du unbedingt nach Europa?

Einer meiner Freunde, Aubrey Reese, war zu dieser Zeit Pointguard der SKYLINERS. Er rief mich an und erzählte mir, dass man noch nach einem weiteren Guard Ausschau hielt. Auf diese Weise erhielt ich schließlich meinen ersten 3-Monats-Profivertrag. Andere Optionen hatte ich nicht wirklich und ein Start in Europa – wenn man den Sprung in die NBA nicht schafft – war die beste Wahl.

Wie du sagtest, gab dir der damalige Coach Murat Didin einen 3-Monats-Vertrag. Wie war das damals für dich?

Ich wollte in der kurzen Zeit zeigen, was ich drauf habe. Ich wollte so hart wie möglich spielen und zählte zu den besten Verteidigern im Team. Daraufhin wurde mein Vertrag das erste Mal in Frankfurt verlängert.

Titel für Tez

Inzwischen hast du deine neunte Saison in Frankfurt gespielt. Was macht den Standort aus?

Obwohl wir nie die Stars hatten, fanden wir Saison für Saison wieder aufs Neue gut zusammen. Unser Fokus lag immer auf dem Erreichen der Playoffs, auf dem Gewinn eines Titels.

2016 hast du mit den FRAPORT SKYLINERS letztendlich auch den FIBA Europe Cup gewonnen und wurdest zum Final-MVP gewählt. Bedeutet dir eine solche Auszeichnung etwas?

Klar, das war natürlich großartig. Vielmehr war es aber ein tolles Gefühl, zusammen als Team etwas Großes erreicht zu haben: Einen europäischen Titel nach Deutschland zu holen und zwar nach Frankfurt.

Hat sich der Spielstil in der BBL in den Jahren gewandelt?

Auf jeden Fall ist das Spiel viel schneller geworden. Inzwischen wechseln zudem wirklich sehr gute Spieler in die BBL und heben sie auf ein höheres Level.




In Frankfurt werden förmlich Talente gezüchtet. In dieser Saison bspw. Kiel, Freudenberg oder Bonga. In den Jahren zuvor Voigtmann oder auch Barthel. Welcher Mitspieler hat das größte Talent und was können diese Spieler noch erreichen?

„Big Joe“! (Anm. d. Red. Johannes Voigtmann) Für einen großen Spieler kann er einerseits gut mit dem Ball umgehen und ist andererseits von der Dreierlinie sehr gefährlich.

Das Frankfurter Modell

Was können die jetzigen Talente noch erreichen?

Isaac und Richard sind definitiv noch sehr jung und haben daher noch genug Zeit, um den nächsten Schritt zu machen. Sie haben enormes Potential. Vielleicht zeigen sie dieses ja noch in Frankfurt.

Ist Gordon Herbert zusammen mit Klaus Perwas genau der richtige Mann, der solche Talente fördern kann?

Die beiden geben jungen Spielern einfach die Chance zu spielen. In der Preseason können sich die Jungs sogar als Starter empfehlen. Je mehr sie die Trainer überzeugen, desto mehr Minuten sehen sie. Und genau das lockt Talente hierher.

Tez, in welcher Rolle siehst du dich als alter Hase innerhalb der Mannschaft/Organisation?

Ich helfe neuen Spielern, sich besser in der Mannschaft zu integrieren – auch außerhalb des Courts. Ein wenig bin ich also wie ein großer Bruder.

Wie schwer ist es für eine Mannschaft, Spieler auf dem Court zu integrieren, weil man zu Beginn der Vorbereitung noch nicht vollständig ist?

Das ist natürlich nicht ganz einfach. Neuzugänge müssen erst ihre neue Rolle im Team finden. Verletzte Spieler, die vorher in der Starting Five standen, kommen zurück und bringen die neue Ordnung wieder durcheinander.

Tez Robertson

Tez mit den Redakteuren Tizian und Jens

Mit Spaß in die Playoffs

Tez, du bist immer gut drauf. Bist du auch der Spaßvogel der Truppe? 

Wir haben da schon ein paar Jungs, die für gute Stimmung innerhalb der Truppe sorgen. Das sind Mike, Garai, Isaac, aber zum Beispiel auch ich. Also ein Mix aus jungen und erfahrenen Spielern.

Ihr ward mit den FRAPORT SKYLINERS im Playoffs-Viertelfinale kurz vor der Sensation gegen die Bayern. Wie habt ihr eure Chancen vor der Serie eingeschätzt und habt ihr von Anfang an an das Weiterkommen geglaubt?

Wir glaubten daran, Bayern schlagen zu können, wenn wir unseren besten Basketball spielen. Wir wollten uns auf uns selbst konzentrieren und nicht auf Spieler der anderen Mannschaft. So spielten wir unser Spiel, was uns am Ende ja auch zwei Siege einbrachte. Leider reichte es aber nicht ganz.

Apropos alter Hase: Wird ein Tez Robertson oft mit Pascal Roller verglichen, der elf Spielzeiten in Frankfurt verbracht hat?

Er war ein großartiger Spieler. Ich selbst vergleiche mich jedoch nicht mit ihm, sondern konzentrierte mich auf mich selbst.

Wird Tez einmal Coach?

Dein Vertrag läuft noch für die kommende Saison. Dann bist du 34 Jahre. Möchtest du nach 2019 noch Profibasketballer sein? Und evtl. den Rekord von Pascal Roller einstellen?

Wenn ich könnte, würde ich das gerne. Das hängt natürlich auch von meiner Gesundheit und dem Plan der SKYLINERS ab. Meine Familie fühlt sich hier echt wohl.

Was möchtest du nach deiner Profikarriere machen? Zurück in die USA oder hier bleiben?

Wahrscheinlich werde ich in die USA zurückgehen und meine Kinder dort großziehen. Ich will sie so gut vorbereiten, dass auch sie so eine Karriere im Sport, wie ich sie hatte, starten können. Vielleicht werde ich ja Basketballcoach, wer weiß.




Deine ewige Starting-5 der FRAPORT SKYLINERS lautet? Du bist natürlich gesetzt.

Pointguard wäre Jordan Theodore, Shootingguard Andrew Rautins. Center wäre Joe Voigtmann. Nur die Wahl des Vierers fällt mir nicht ganz einfach. Entweder Seth Doliboa, Roger Powell oder Aaron Doornekamp.

Hast du noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern aus Frankfurt? Sind eventuell sogar besondere Freundschaften entstanden?

Ja, da gibt es noch zu vielen Jungs Kontakt. Zum Beispiel zu Jimmy McKinney oder Dawan Robinson.

Vielen Dank für das lockere Gespräch.

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