Trotz einer eher durchwachsenen Saison mit den Veilchen war er einer der Gewinner der zurückliegenden Saison. Denn er zeigte der Liga nicht nur, wie wertvoll er sein kann, sondern verdiente sich darüber hinaus seine ersten Länderspiele in der A-Nationalmannschaft. Die Rede ist natürlich von Dominik Lockhart. Mit 24 Jahren hat er noch den Großteil seiner Karriere vor sich. Dass er auf jeden Fall noch die nächsten zwei Spielzeiten das lila Trikot der BG Göttingen und nicht etwa eine weiße Kochjacke trägt, hat er sich wohl überlegt.
Aus einem Scherz wurde Ernst
Dominik, du bist gebürtiger Unterfranke, aber eigentlich ein waschechter Hesse. Verbindest du irgendetwas mit Franken?
Meine Mutter besuchte eine Freundin. Deswegen erblickte ich in Schweinfurt das Licht der Welt. Das ist aber schon das Einzige, was ich mit Unterfranken verbinde.
Wie bist du genau zum Basketball gekommen? In Wetzlar gibt es schließlich auch ein großes Sportangebot, z.B. Handball…
Mein ältester Bruder spielte Basketball. Deswegen war ich von klein auf immer in der Halle mit dabei und habe seine Spiele angeschaut. Dann durfte ich ab und an mal auf den Korb werfen und so begann ich selbst zu spielen. Auch wenn mir Fußball Spaß machte, Basketball liebte ich einfach mehr.
In Gießen hast du deine ersten Schritte zum Basketballer gemacht. Was macht den Basketballstandort Gießen genau aus?
Zu meiner Jugendzeit hatte Gießen eine hervorragende Jugendarbeit mit den talentiertesten Spielern. Auch die Trainer machten einen großartigen Job, so dass Gießen in den Jugendmannschaften nahezu alles gewann. Dort gab es separates Wurftraining, wir bekamen auch Einzeltraining. Einfach Dinge, die es in anderen Vereinen noch nicht gab. Von daher war für mich klar: Willst du in der Jugend schon weiter nach vorne kommen, kann das nur in Gießen funktionieren.
Dein Weg führte dich 2013 nach Oldenburg. Wie kam es dazu?
Im Sommer 2013 spielte ich in der U18-Nationalmannschaft, deren Co-Trainer Mladen Drijencic war. Drijencic war gleichzeitig Coach des Farmteams in Oldenburg. Anfangs sagte er scherzhaft, dass er mich gerne in Oldenburg sehen würde. Ende des Sommers intensivierten sich die Gespräche und Sebastian Machowski, damaliger Headcoach in Oldenburg, wollte mich Stück für Stück an den Profikader heranführen.
Spielzeit bei den Veilchen
Wie würdest du den jetzigen Oldenburger Headcoach Drijencic charakterisieren?
Er ist ein harter Arbeiter und er kann den Spielern sehr viel beibringen. Gerade in der PRO B konnte ich unter ihm einige Schritte nach vorne machen. Manchmal will er aber einfach auch zu viel.
Nachdem du in Oldenburg nicht über eine kleinere Rolle hinaus gekommen bist, wechselste du im Sommer 2017 nach Göttingen. Was hast du dir von diesem Wechsel versprochen?
Hauptgrund war die Spielzeit, um mich weiterentwickeln zu können. Das tagtägliche Training bringt viel, aber gerade ein junger Spieler muss spielen. Und Coach Roijakkers sah und sieht in mir das Potential, um mir die nötige Spielzeit zu geben.
Ihr habt in der vergangenen Saison lange Zeit gegen den Abstieg gespielt. Habt ihr trotz der Verletzungsprobleme immer an euch geglaubt?
Es war eine sehr schwierige Situation. Gerade bei der Niederlagenserie waren einige knappe Spiele dabei, wo wir auch gesehen haben, dass wir mithalten können. Von daher gab es auch überhaupt keinen Grund, den Glauben zu verlieren.
Mit den Nachverpflichtungen und der Rückkehr von Darius Carter ging es dann aber in sichere Gefilde. Wie wichtig ist Darius für die BG?
Das haben wir während der Negativserie gesehen. Darius ist einer, wenn nicht der wichtige Spieler in unseren Reihen.
The Next Level
Was zeichnet euren Coach Roijakkers aus? Er wirkt an der Seitenlinie immer sehr fokussiert und ruhig.
Unser Coach ist eher der ruhige Typ. Aber er kann auch laut werden, wenn wir unkonzentriert werden. Er kennt jedes Play des Gegners, hat ein unglaubliches Wissens und hilft jedem Einzelnen, egal ob im Spiel oder im Training.
Das Trainingszentrum direkt neben der Sparkassen-Arena ist seit gut einem Jahr geöffnet. Wie wichtig ist ein solch moderner Komplex für einen Verein?
Das ist ein ganz wichtiger Baustein für eine solche Organisation. Die Möglichkeiten, die du dadurch als Spieler bekommst, sind unvergleichbar. Du kannst immer in die Halle oder in den Kraftraum. Ich denke, dass eine eigene Trainingshalle eine Extramotivation für die Spieler ist.
Warum hast du deinen Vertrag bei der BG Göttingen um zwei Spielzeiten verlängert? Schließlich wird es auch andere Optionen nach deiner persönlich überzeugenden Saison gegeben haben.
Da spielen viele Faktoren zusammen. Ich war in der vergangenen Saison nicht immer verletzungsfrei. Durch die Vertragsverlängerung möchte ich mich spielerisch weiterentwickeln, hoffentlich natürlich verletzungsfrei. Dadurch wird mein Spiel konstanter und ich komme auf das nächst höhere Level.
Was möchtest du in dieser Zeit mit den Veilchen erreichen?
Prinzipiell ist in der BBL einiges möglich, da die Liga ziemlich ausgeglichen ist. Wären wir verletzungsfrei geblieben, hätten wir auch letzte Saison eine bessere Platzierung erreicht. Auch mit einem kleineren Etat in der Liga kann man in der oberen Tabellenhälfte anklopfen. Das sahen wir diese Saison beispielsweise in Gießen, wobei Big John natürlich noch eine Ausnahme in einer solchen Mannschaft darstellt.
Bereit für die neue Saison
Im Frühjahr warst du das erste Mal bei der A-Nationalmannnschaft von Henrik Rödl dabei. Welche Erfahrungen konntest du bei diesem erlesenen Kreis sammeln?
Zu diesem Zeitpunkt waren es die besten Spieler, die Deutschland zur Verfügung standen. Als junger Spieler kannst du davon nur profitieren und wertvolle Erfahrungen für deine Karriere mitnehmen. Auch wenn die Spielzeit gering ausfällt, so konnte ich mir einiges von den erfahrenen Hasen wie Robin Benzing abschauen.
Du bist inzwischen 24 Jahre alt geworden. Was möchtest du in zehn Jahren zurückblickend über deine sportliche Karriere sagen können?
Natürlich habe ich Ziele und Träume, aber der Sport ist heutzutage brutal schnelllebig. Von daher möchte ich mir von Saison zu Saison kleine Ziele stecken und dann sehen, ob ich diese erreicht habe. Von daher behalte ich meine langfristigen Ziele lieber für mich (lacht).
Möchtest du den Fans deiner Veilchen etwas sagen?
Das ist für mich relativ einfach. Sie sollen uns einfach weiterhin so unterstützen wie bisher. Die Sparkassen-Arena ist relativ klein, aber nahezu immer ausverkauft. Wenn unsere Fans sehen, dass der Kampf, die Einstellung und der Wille stimmen, dann geben sie uns eine tolle Rückendeckung. Das wünschst du dir als Spieler natürlich.
Was ist dein Lieblingsplatz in der Universitätsstadt?
Da ich zwei Hunde habe, bin ich sehr oft am Kiessee zu finden. Dort gibt es tolle Wiesen, wo sich meine Hunde austoben können.
Und wie verbringst du die aktuelle Off-Season?
Langsam, aber sicher beginne ich wieder mit dem Training und arbeite an den Sachen, die letzte Saison nicht wirklich funktioniert haben, zum Beispiel mein Wurf. Und natürlich halte ich mich fit, um mit 100 Prozent in die Vorbereitung zu starten.
Wenn du bei den Veilchen nicht professionell Basketball spielen würdest, wärst du …?
Koch. Nein, ich koche zwar gerne, aber der Beruf ist sehr anstrengend mit bescheidenen Arbeitszeiten. Aber ich würde ihn zumindest gerne ausprobieren.
Vielen Dank für das offene Gespräch.
(Veröffentlicht: 05.08.2018)
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