Der Wechsel von Denis Wucherer nach Köln sorgte in der Offseason für einige Schlagzeilen. Er verdeutlichte, dass es die Rheinstars ernst meinen. Deren Geschäftsführer und Macher ist kein geringerer als der Europameister Stephan Baeck. Mit ihm hatte ich vor kurzem die Gelegenheit, ein kurzes Telefoninterview durchzuführen. Man merkte, dass er mit viel Ehrgeiz und Fleiß an seinem Wunsch arbeitet: Köln nachhaltig im Basketballoberhaus zu etablieren.
Olympia und der EM-Titel
Stephan, lass uns zunächst auf einige Momente deiner aktiven Karriere zurückblicken. Du hast 1992 an den Olympischen Spielen teilgenommen. Wie würdest du dieses Gefühl beschreiben?
Olympia war eine der größten Erfahrungen, die ich in meinem Sportlerleben machen durfte. Man ist im olympischen Dorf, alle Athleten treffen sich in der Cafeteria. Zu jeder Tageszeit – auch nachts – gibt es Leute, die dort essen. Ich bin berühmten Sportlern begegnet, das war ein ganz besonderes Gefühl.
Wen hast du da so getroffen?
Herausheben will man da eigentlich keinen, da gab es so viele Leichtathleten. Boris Becker zum Beispiel war im Dorf und hat bei unseren Spielen immer zugesehen. Einfach ein toller Zusammenhalt in der deutschen Olympiamannschaft!
Wir waren eine Mannschaft.
Ein Jahr später ging es dann zur Europameisterschaft. Dort habt ihr unglaublicher Weise den Titel geholt.
Wir waren eine Mannschaft. Wir hatten schon relativ viel Zeit in einer fast identischen Konstellation miteinander verbracht und mit Svetislav Pesic zusammen trainiert gehabt. Von ihm wurden wir immer dazu animiert an einem Strang zu ziehen und auch daran zu glauben. Deshalb kannten wir unsere Stärken und Schwächen sehr gut. So war das Turnier eigentlich eine Fortführung der erfolgreichen Olympiade.
Ein deutscher “Ausländer”
Im Jahr darauf hattest du eine schwere Augenverletzung.
Das war ein weiteres einschneidendes Erlebnis in meiner Karriere. Die Prognose war vernichtend: Man sagte mir, ich könne das Auge wahrscheinlich nicht behalten. Und falls doch, würde es auf jeden Fall blind bleiben. Die Nachricht, von heute auf morgen nicht mehr dem Sport nachgehen zu können, der mein Leben bestimmte, traf mich schwer. Glücklicherweise ist es dann doch ganz anders gekommen.
So hattest du noch die Gelegenheit, als deutscher „Ausländer“ für PAOK Saloniki in Griechenland aufzulaufen.
PAOK ist dort eine Religion. Und das nicht nur in der Stadt, wo es ja mit Aris noch einen starken Rivalen gibt. Bei Auswärtsfahrten wurden wir jedes Mal von der Polizei eskortiert. Basketball hat in Griechenland einfach einen ganz anderen Stellenwert, das spürte man auch. Das hat mir auch geholfen, mich in Deutschland wieder wohler zu fühlen.
PAOK ist dort eine Religion.
Wie meinst du das genau?
Im südlichen Europa ist nicht alles so gut organisiert wie in Deutschland, da ist das Leben einfacher und lustorientierter. So habe ich mich nach dem Jahr in Saloniki viel besser mit den deutschen Eigenschaften anfreunden können. Beispielsweise ist es gut, wenn man sich auf Dinge und Worte verlassen kann.
Nach deiner aktiven Zeit hattest du viele Jobs. Was hat dir da am meisten Spaß gemacht?
Wenn man sich den Basketball ansieht, habe ich tatsächlich alles gemacht, was irgendwie damit zu tun hat. Ich war Trainer, Spielerberater, Kommentator, Sportjournalist und Geschäftsführer. Doch selbst Spieler zu sein, ist ganz klar das Beste. Da zahlen Leute Eintritt, um dich spielen zu sehen und geben dir ein direktes Feedback zu deiner Leistung. Einfach ein wunderbares Gefühl, das man gar nicht hoch genug schätzen kann. Als Trainer und Spielerberater machte ich das auch meinen jungen Spielern klar. Mein jetziger Job ist auch sehr schön, aber eben ein bisschen schwieriger, als „nur“ Spieler zu sein.
Mission: Aufstieg mit Köln
Bist du nun als Geschäftsführer der Rheinstars Köln an deiner beruflichen Endstation angekommen?
Das weiß ich nicht. Ich glaube auch, das muss man nicht immer wissen. Das Leben hatte schon immer Antworten auf die Fragen parat, die gestellt wurden. Momentan stelle ich mir aber keine Fragen. Jetzt habe ich mir zur Aufgabe gemacht, Basketball in Köln zu etablieren und uns in die erste Liga zu führen. Dies soll auch nachhaltig Bestand haben.
Denis hat das Potenzial dieses Standorts erkannt.
Das gelingt vielleicht mit Denis Wucherer. War es schwer, ihn nach Köln zu lotsen?
Denis und ich kennen uns schon seit der aktiven Zeit. Wir wissen genau wie der andere tickt und kennen gegenseitig unsere Stärken. Die Art und Weise, wie er als Coach seinen Weg gemacht hat, verdient Respekt. Gerade die letzte Saison in Gießen war beeindruckend. Darum war er einer der begehrtesten deutschen Trainer auf dem Markt. Ich konnte ihm die Perspektiven und Bedingungen, mit denen wir hier arbeiten, gut näherbringen. Offensichtlich hat er das Potenzial dieses Standorts erkannt. Natürlich freue ich mich, dass er sich für unser Projekt entschieden hat.
Eine weitere positive Nachricht kam von zwei Sponsoren.
Weinor und unitymedia haben sich dazu entschieden, ihr Engagement zu vergrößern und als Hauptsponsoren einen großen Anteil an unserem weiteren Weg zu haben.
Wie steht ihr nun finanziell im Ligavergleich da?
Schwer zu sagen. Zum einen ist es in Deutschland nicht üblich, den Etat anzugeben. Da muss man dann noch zwischen Gesamtetat und Spieleretat unterscheiden. Zum anderen haben die Klubs unterschiedliche Bedingungen in ihrer Struktur. Wir müssen beispielsweise für unser Trainingszentrum und die Lanxess-Arena große Teile des Etats aufbringen. Andere Teams haben dafür keine Kosten. So sind wir definitiv nicht ganz oben einzuordnen, aber definitiv auch nicht ganz unten.
Habt ihr nun die letzten Puzzleteile beisammen, die euch den Aufstieg ermöglichen?
Wir sind jetzt im dritten Jahr in der Pro A. Bisher haben wir wertvolle Erfahrungen machen können, waren im zweiten Jahr in den Play-offs vertreten. Klar würden wir uns freuen, wenn wir am Ende um den Titel mitspielen dürfen.
Gegen wen würdet ihr dann spielen?
Die Liga hat sich sehr stark entwickelt und die Leistungsdichte hat zugenommen. Mannschaften wie Vechta und Crailsheim konnten die Strukturen der Bundesliga mitnehmen. Das sind Topfavoriten für den Aufstieg. Dahinter gibt es Teams wie Hamburg, Trier, Chemnitz oder auch Heidelberg. Sie haben alle gut gearbeitet und tolle Mannschaften auf die Beine gestellt. Mit ihnen sehe ich uns auf einer Ebene. Aber es wird mehr als acht Klubs geben, die um die Play-offs spielen
Vielen Dank für deine Zeit!
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