Vor der Saison 2014/2015 kannten ihn in Deutschlands Basketballszene nur wenige. Wenige Monate später stand er bereits für Team National beim All-Star-Game in Ulm auf dem Parkett, gewann den Dreierwettbewerb und musste sich im Dunking-Contest nur dem aktuellen EuroCup-Champion Will Clyburn geschlagen geben. Seitdem stagniert allerdings die Entwicklung des sympathischen David Brembly. Der Grund liegt auf der Hand: Immer wieder wird er von Verletzungen zurück geworfen. Nichtsdestotrotz kämpft er sich immer wieder zurück und gibt uns im Interview interessante Einblicke in sein Leben. 

Ein Kölsche Jung lässt aufhorchen

David, du hast die deutsch-amerikanisch-polnische Staatsbürgerschaft. Erzähle uns mal deine Geschichte dazu.

Die deutsche Staatsbürgerschaft habe ich, weil ich ein Kölsche Jung bin. Mein Vater ist Amerikaner, von daher bekomme ich diese automatisch. Und die Polnische habe ich, weil meine Mutter Vorfahren in Polen hat und sie diese Staatsbürgerschaft 1999 angenommen hat. Diese habe ich als Kind somit auch erhalten.




Du bist gebürtiger Kölner. Wie kamst du genau zum Basketball und waren andere Sportarten für dich auch interessant?

Generell war ich ein sportliches Kind. Natürlich spielte ich wie fast alle in meiner Jugend Fußball, machte Leichtathletik und schwamm auch sehr gern. Am besten war ich jedoch im Fechten. Als wir später in Berlin lebten, waren meine ganzen Freunde im Basketballverein aktiv. Schließlich nahmen sie mich mit zum Training und mir machte es einfach nur Spaß. Dadurch stand mein Entschluss fest und ich begann bei den Pfefferbaskets mit dem Vereinsbasketball. Schließlich bekam ich in Sopot ein Stipendium am renommierten Sportinternat.

Als erste Station in Europa spieltest du in der Heimat deiner Mutter. Bei Trefl Sopot ging es Schritt für Schritt auf deiner Karriereleiter nach oben. Was konntest du aus deiner Zeit in Polen mitnehmen?

Brutal viel. Am Sportinternat waren die besten Nachwuchsspieler Polens und einzelne Kinder aus ganz Europa. Dort herrschte die osteuropäische Kultur vor – Disziplin und hartes Arbeiten standen an erster Stelle. Ich lernte in Sopot eigentlich erst die ganzen Grundlagen des Basketballs. Wir hatten bereits um 7.10 Uhr vor dem Schulunterricht unsere erste Trainingseinheit. Nach dem Unterricht ging es wieder in die Halle. Wenn man zu den Besten gehörte, durfte man abends mit den Profis trainieren. Es war eine lehrreiche und sehr schöne Zeit.

Danach war deine erste deutsche Station in Bayreuth unter Mike Koch. Keiner kannte David Brembly bis dahin und du wurdest die Entdeckung der Saison. Hast du mit diesem großen Schritt gerechnet?

Mit diesem Sprung in meiner Entwicklung konnte ich nicht rechnen. Ich wollte eigentlich tagtäglich nur hart an mir arbeiten und sehen, was am Ende des Tages dabei herauskommt. Mike Koch hatte ursprünglich zehn Minuten Spielzeit als Backup für mich eingeplant. Aber er sagte schon in den ersten Gesprächen, dass meine Leistung auf dem Court über die Spielzeit entscheidet. Ich wollte einen fairen Kampf um die Minuten und das bekam ich auch. Ich konnte sehr schnell mein Potential in Bayreuth zeigen.

David wird zum All-Star

Schließlich wurdest du ins All-Star-Team national gewählt und hast den Three-Point-Shootout gewonnen. Hast du einen Hype um deine Person verspürt?

Beim Dunking-Contest wurde ich sogar noch Zweiter, als ich eine Aktion mit dem Footballhelm machte. Ich lieh mir einen Helm der Bayreuth Dragons aus. Was ich allerdings nicht bedachte: Dieser Helm war einer der älteren Generation und somit ziemlich schwer (lacht). Natürlich wurde ich für die Medien und Fans innerhalb kürzester Zeit interessanter. Und es wäre gelogen, wenn ich sage, dass ich mich nicht darüber gefreut hätte. Aber du darfst als Spieler dadurch nicht abheben, ansonsten verlierst du den Fokus auf deine eigentliche Aufgabe.

Anschließend folgte der Wechsel nach Ulm. Nicht nur sportlich war Ulm eine Kategorie höher angesiedelt als die Wagnerstadt. Warum hat es in Schwaben bei dir nicht geklappt?

Vor allem wegen den ständigen Verletzungen. Kurz vor Saisonende zog ich mir in Bayreuth eine Bänderdehnung zu. Diese Verletzung sorgte dafür, dass ich nicht 100%-ig in Ulm in die Vorbereitung starten konnte. Danach habe ich mir den Fuß gebrochen. Ich konnte mich zu keiner Zeit in Ulm körperlich fit präsentieren. Und bei einem Spitzenklub wie Ulm hieß die Konkurrenz Chris Babb, Carlon Brown oder Taylor Braun, dann kann auch keine Rücksicht auf mich genommen werden. Aufgrund des Drucks aus dem Umfeld bekommt man nicht die Zeit, um sich wieder einzuspielen, denn an erster Stelle steht immer der Erfolg.

Würdest du sogar sagen, dass der Schritt nach Ulm für dich etwas zu früh kam?

Aus damaliger Sicht war es sicherlich richtig. Ich wollte unbedingt international spielen und das konnte ich mit Ulm. Natürlich könnte man im Nachhinein sagen: Wäre ich in Bayreuth geblieben, hätte ich mich vielleicht nicht so schwer verletzt. Aber diese Denke wäre nicht korrekt.

Ein Kämpfer im hohen Norden

2016 folgte schließlich deine dritte Station innerhalb der easyCredit Basketball Bundesliga. Es zog dich in den hohen Norden zu den Eisbären Bremerhaven. Dort spielst du nun deine zweite Saison. Wie siehst du aktuell deine persönliche Entwicklung?

Das ist schwer zu beantworten. Da mir aber aufgrund der Verletzungen die Spritzigkeit und Sprungkraft etwas abhandengekommen ist, musste ich umso mehr an meinem Spielverständnis arbeiten. Zum Beispiel an meinem Low-Post-Game, am Dribbling oder am Pick&Roll, da mir momentan der Zug zum Korb fehlt. Und kein Mensch kann mir sagen, ob ich meine eigentlichen Stärken wieder komplett zurückbekommen werde. Von daher kann ich schon behaupten, dass ich ein kompletter Spieler geworden bin. Nur kann ich dies aufgrund der Verletzungen nie vollständig zeigen.




Leider wirst du durch Verletzungen immer wieder zurück geworfen. Wie schwer ist es sich nach Rückschlägen immer wieder neu zu motivieren?

Das will ich gar nicht erzählen. Das kann sich niemand vorstellen. Es gibt Tage, da hast du einfach keine Lust mehr. Du stehst morgens auf und hast nur Schmerzen, egal was du machst. Aber dann gibt es wieder Tage, da hast du weniger Schmerzen und dann läuft es. Du siehst Licht am Horizont. Und du weißt, wofür du tagtäglich hart schuftest.

Ihr seid aktuell mitten im Abstiegskampf. Warum schaffen die Eisbären den Klassenerhalt?

Warum sollten wir es nicht schaffen? Solange es eine Chance gibt, glaube ich auch daran, dass wir diese nutzen werden. Kein Sportler tritt zu einem Spiel an und will verlieren. Natürlich heißen unsere Gegner Ulm, München und Gießen. Aber am Ende des Tages muss jedes Spiel erst einmal gespielt werden.

David über seine Heimatstadt und Weggefährten

Trotz des Trainerwechsels wurde es bei euch von den Ergebnissen nicht wirklich besser. Warum läuft es bei euch einfach nicht.

Da spielen einige Faktoren zusammen. Wir müssen uns alle nun auf die nächsten Wochen konzentrieren und alles für den Verein geben. Normal sagt man, dass ein Trainer nur 30 Prozent ausmacht, denn schließlich stehen die Spieler auf dem Parkett und treffen die Entscheidungen.

Würdest du im Falle des Abstiegs den Weg in die PRO A mit den Eisbären mitgehen? Schließlich könntest du dort ein wichtiger Baustein des Teams werden.

Als Sportler strebt man immer danach, so hoch wie möglich zu spielen. Ich kenne die Qualität der PRO A nicht. Mein Ziel ist es aber schon in der Bundesliga zu spielen, hoffentlich mit den Eisbären in der kommenden Saison.

David Brembly mit Redakteur Jens

David Brembly mit Redakteur Jens

Nach welchen Zielen strebst du in deiner Karriere? Ist eine Karriere außerhalb Deutschlands für dich auch vorstellbar?

Eines Tages möchte ich mit Köln in der Beletage Deutschlands spielen. Auch wenn es aktuell nicht so rosig um den Basketball in Köln steht, so hat diese Stadt eine Tradition. Ansonsten lasse ich die Dinge auf mich zukommen und werde alles mit meinem Agenten genau durchleuchten und mich danach entscheiden. Ob dies schließlich Bremerhaven, Polen oder vielleicht auch Italien ist, kann ich aktuell nicht sagen.

Zu welchen ehemaligen Mitspielern hast du noch einen guten Kontakt?

Natürlich habe ich zu den damaligen Spielern aus Sopot noch einen guten Kontakt, viele von ihnen sind auch zu Freunden geworden. Aber auch zu Javon McCrea, Brandon Bowman, Per Günther oder dem Bayreuther Physio Kevin Schneider habe ich guten Kontakt. Es ist jedoch nicht so, dass man regelmäßig in Kontakt steht. Oft sieht man sich einige Monate nicht. Aber wenn man sich dann bei den Spielen wieder sieht, freut man sich umso mehr und wechselt ein paar Worte.




5 Fragen zum Abschluss

David, dein All-Star-Team der Saison 2017/18 lautet?

Jordan Hulls – Reggie Redding – Rickie Paulding – Dorell Wright – John Bryant. John spielt eine kranke Saison (lacht).

Wenn ich kein Basketballprofi wäre, …

… wäre ich auf irgendeine Art Künstler, vielleicht Tänzer oder Schauspieler.

Am liebsten esse und trinke ich …

… Pizza und Apfelschorle oder Mineralwasser.

Die Lieblingsplätze von David Brembly um und in Bremerhaven sind…

… die Moor-Therme in Bad Bederkesa und das Auswanderer-Museum. Das Museum ist wirklich einen Besuch wert.

Bester Mitspieler in meiner Karriere bisher war…

… Adam Waczynski aus meiner Zeit in Sopot, der aktuell bei Unicaja Málaga spielt. Aber auch Raymar Morgan und Chris Babb sind nicht so schlecht (lacht).

Vielen Dank für das angenehme Interview! (27.04.2018)

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