Daniel Lorenzo Hackett. Basketballkennern in Deutschland war der Name bereits ein Begriff, bevor der Wechsel des Italieners mit der ausgefallenen Frisur in die Domstadt bekannt gegeben wurde. Ein reiner Italiener ist er allerdings nicht, was sein Nachname schon vermuten lässt. Sein US-amerikanischer Vater hat früher für die Nets und die Pacers in der NBA gespielt. Ein Traum, der auch noch in Daniel schlummert…

Zwischen Bella Italia und Hollywood

Daniel, fühlst du dich komplett als Italiener oder auch als Amerikaner?

Ich bin in Italien geboren und lebte die ersten 14 Jahre auch dort, bevor es in die Heimat meines Vaters ging. Daher trage ich schon beide Kulturen in mir.

War es schwierig für dich mitten in der Pubertät in die USA auszuwandern?

Nein, überhaupt nicht. Ich kannte die Vereinigten Staaten bereits von diversen Besuchen. Es war dann zwar eine Umstellung, allerdings dauerte die Eingewöhnungszeit nicht lange. Da Los Angeles eine multikulturelle Stadt ist, fiel die Integration wirklich nicht schwer.

Ich trage zwei Kulturen in mir.

Dein Vater spielte in der NBA. Wie hast du dich gefühlt, als du im Draft nicht berücksichtigt wurdest?

Anfangs war ich schon traurig. Ich hatte das Gefühl, dass es nach meinem dritten Collegejahr klappt. Aber ich hatte auch einen Plan B und bereits einen guten Vertrag als Alternative. Also ging ich außerhalb der NBA den nächsten Karriereschritt.

Du bist jetzt 29 Jahre alt. Ist es immer noch dein persönliches Ziel, in der NBA zu spielen?

Absolut! Man strebt natürlich danach, sich in der NBA mit den Besten der Besten zu messen.

Auch, wenn du nur fünf Minuten pro Spiel Einsatzzeit erhalten würdest?

Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Ich möchte natürlich spielen und nicht auf der Bank sitzen. Bisher hat sich allerdings noch keine richtige Gelegenheit ergeben. Deshalb bleibt es weiterhin erst einmal nur ein Ziel und ich versuche mich in Europa zu präsentieren und zu verbessern. Ich muss nicht zwingend in der NBA spielen.

Viele sagen, dass der Wettbewerb in Europa härter als in der NBA ist, weil jedes einzelne Spiel wichtig ist.

Ja, das stimmt. In der NBA wird manchmal etwas langsamer und mit einer geringeren Intensität gespielt. Trotzdem würde ich das physische Niveau und die athletische Spielweise dort nicht unterschätzen.

Bamberg ist kein Rückschritt

Trotzdem habt ihr auch jetzt eine Menge Spiele. Wie geht deine Familie damit um, dass sie dich während der Saison so selten sieht?

Ich habe eine einjährige Tochter und für mich ist es sehr wichtig, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Meine Kleine merkt schon, dass ihr Vater oft unterwegs ist, allerdings ist das auch ein Teil meines Lebens. Aber sie ist insgesamt sehr glücklich, da bin ich mir sicher. Zusätzlich ist Brose Bamberg jetzt zu meiner zweiten Familie geworden.

Letztendlich hast du deine Profikarriere in Italien begonnen, wo du zu einem der besten Spieler der Liga wurdest. Nach ein paar Jahren in Italien bist du zu Olympiacos gewechselt. Wurden deine Hoffnungen und Erwartungen in Griechenland voll und ganz erfüllt?

Absolut! Ich hatte zwei großartige Jahre bei einem Team, das Meisterschaften gewinnen konnte. Eine tolle Erfahrung, die ich in Piräus sammeln konnte.

Ist dein Wechsel zu Brose Bamberg ein Schritt zurück in deiner Karriere? Schließlich war Olympiacos mehrere Male Euroleague-Sieger und verfügt über ein höheres Budget als Bamberg.

Ich denke, alle Teams in der Euroleague sind absolute Top-Teams in Europa. Es ist für mich also kein Schritt zurück oder vorwärts. Auch Piräus musste am Anfang einer Saison immer erst zusammenwachsen. Und das machen wir gerade auch in Bamberg: Wir werden wachsen, um eines Tages den Euroleague Titel zu gewinnen. Das dauert alles seine Zeit und ich bin froh, Teil des Prozesses zu sein.

Das Wiedersehen mit den Serben

Eine Frage zum Abschneiden der italienischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft: Was genau haben die Serben im Spiel gegen euch Italiener besser gemacht?

Sie spielten besser. Es ist manchmal schwierig zu sagen, was es am Ende genau war. Sie spielten physischer und hatten eine erfahrenere Mannschaft als wir Italiener. Bei uns gab es viele Spieler, die noch nie zuvor bei einer Europameisterschaft mitgespielt haben. Außerdem haben sie in Bogdan Bogdanovic einen exzellenten Spieler.

Viele Spieler wurden in Deutschland besser.

Einige Spieler der serbischen Nationalmannschaft spielen für den FC Bayern München. Wie siehst du also eure Chancen auf den nationalen Titel?

Italiener beim EL Media Day

Basketballherz trifft Daniel Hackett

Wir werden es sehen. Bamberg und Bayern sind auf dem Papier die Favoriten. Man weiß es nie zu Beginn einer Saison. Wir haben vor der Saison gegen sie gespielt, leider ohne mich. Bayern München hat auf jeden Fall ein sehr solides Team.

Was wusstest du bereits über die BBL bevor du dich für Bamberg entschieden hast? Wie denken Italiener und Griechen über die höchste deutsche Spielklasse?

Ich wusste, dass die Fans ihr Team immer anfeuern und das ist großartig. Das ist nicht überall in Europa Standard. Die Unterstützung der Fans ist immer vorhanden. Es herrscht eine wirklich sehr schöne Atmosphäre bei Spielen in Deutschland. Außerdem gibt es sehr viele gute Spieler, die in die deutsche Liga gewechselt sind und dadurch noch besser wurden. Vor einiger Zeit habe ich bereits gegen Bamberg, Berlin oder auch Bayern gespielt. Das waren immer gut vorbereitete Teams.

Michael Jordan und der Italiener

Warum hast du dich als Italiener dazu entschieden in Bamberg zu unterschreiben? Hat es etwas mit dem italienischen Coach oder auch Nicolò Melli zu tun?

Was ich von Nicolò, Coach Andrea und Nikos Zisis gehört habe, war wichtig für meine Entscheidung. Das Spielsystem Bambergs der letzten Jahre war sehr effizient. Es half auch jedem Einzelnen besser zu werden. Und das ist genau das, was ich werden möchte: Immer besser und dadurch auch erfolgreicher.

Hat die Nummer auf deinem Trikot eine bestimmte Bedeutung für dich?

Nicht wirklich. Eigentlich wollte ich die 23 haben wegen Michael Jordan. Diese wird allerdings in Bamberg nicht mehr vergeben (Anm.: Casey Jacobsen). Meine nächste Wahl war dann die Nummer 5, aber auch diese ging nicht (Anm.: John Goldsberry). Also dachte ich mir, dass die Null auch eine gute Alternative ist.

Würdest du sagen, dass Michael Jordan dein Vorbild ist?

Auf jeden Fall! Ich bin 1987 geboren und das war seine Zeit. Er gewann Titel um Titel und ich durfte ihn im Fernsehen bewundern. Er ist der Größte aller Zeiten.

Gibt es eigentlich noch etwas, das du an deinem Spielstil ändern möchtest?

Ich möchte so spielen wie vor ein paar Jahren. Sowohl offensiv als auch defensiv attackieren und eine gewisse Aggressivität ins Spiel bringen. Zudem will ich meine Führungsqualitäten und natürlich meine Erfahrungen in den Dienst der Mannschaft stellen.

Es geht nicht nur ums Gewinnen.

In Bamberg angekommen

Was sind deine Erwartungen als Team?

Ich möchte, dass wir als Mannschaft zusammenwachsen und die Reise, die wir zusammen antreten, genießen. Es geht nicht immer nur ums Gewinnen und Verlieren. Oft ist es viel wichtiger als Mannschaft zu wachsen. Aber natürlich muss der Erfolg auch da sein. Wir wollen Brose auf dem Level halten, auf dem es in den letzten Jahren gespielt hat – nämlich das Meisterschafts-Level. Wir wollen alles geben, um die Euroleague-Playoffs zu erreichen. Das wird sicherlich nicht einfach werden. Aber es ist möglich, wenn wir hart dafür arbeiten.

Was ist dein erster Eindruck von deinen neuen Teamkollegen und der Stadt Bamberg?

Ich kannte bereits einige Spieler, allerdings nicht alle. Wir sind definitiv eine gute Truppe. Bamberg ist eine schöne Stadt. Mir gefallen kleine Städte, da auch meine Heimatstadt in etwa so groß ist. Es ist eine Stadt, in der man sich perfekt auf Basketball fokussieren kann. Mich beeindrucken die vielen Menschen, die uns bei den Heimspielen zusehen. Es erweckt den Eindruck, dass die meisten Einwohner der Stadt Basketball schauen und Basketball die Sportart Nummer eins hier ist. Außerdem gibt es viele Flüsse, Seen und eine grüne Natur. Bamberg ist eine Stadt, in der es meiner Familie auch gefallen wird.

Ist Andrea Trinchieri nach Spielen überhaupt noch in der Lage, ein Wort heraus zu bringen?

Nein. (lacht) Seine Stimme ist danach schon noch okay. Man sieht ihn immer mit vollem Enthusiasmus neben dem Feld und manchmal sieht es für einen Unbeteiligten vielleicht so aus, als wäre er verrückt. Aber er hat sich voll und ganz unter Kontrolle. Er ist immer ruhig, wenn er zu uns spricht. Außerdem ist er immer top vorbereitet. Coach Andrea ist mit Sicherheit einer der besten Trainer, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe.

Hast du bereits ein paar deutsche Wörter gelernt?

Ich habe bereits gelernt „Danke“, „Bitte“ und „Guten Morgen“ auf Deutsch zu sagen. Das ist allerdings schon alles, was ich bisher weiß.

Letzte Frage: Was ist als Italiener dein Lieblingsurlaubsziel?

Definitiv Los Angeles.

 

Vielen Dank für das Interview.

zum Interview mit Maodo Lô

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