Dieser Basketballer bringt definitiv eine besondere Geschichte mit: Erst hat er auf einer traumhaften Insel studiert und Collegebasketball gespielt. Seine Premierensaison als Profi in der BBL ist danach von Eskapaden einiger Teamkollegen ungewöhnlich beeinflusst worden. Als er sich davon in seinem Brasilien-Urlaub erholen wollte, wurde ihm nicht einmal das gegönnt. Denn Malte Ziegenhagen flog direkt nach Chemnitz, wo er die Verantwortlichen bis heute von sich zu überzeugen weiß.
Großstadtflair auf Hawaii
Malte, in welchem Alter führte dich dein Weg zum Basketball?
In der dritten Klasse bin ich das erste Mal zu einer Basketball AG gestoßen, deren Leiter zufälligerweise auch bei einem Verein in Neukölln tätig war. In der vierten Klasse sind wir dann sogar Deutscher Grundschulpokal-Sieger geworden. Seit dieser Zeit spiele ich Basketball.
Waren in deiner Jugend auch andere Sportarten für dich interessant?
Überhaupt nicht. Meine Mama war immer dagegen, dass ich Fußball spiele. Sie sagte, es sei zu gefährlich. Mein Vater war nämlich Torwart. Zwar absolvierte ich ein Probetraining, dies hat mir aber nicht so getaugt. Somit musste ich erst einmal damit leben, dass ich in die Basketball AG geschickt wurde.
Mit 20 Jahren hast du dich entschieden in die Staaten zu gehen und zu studieren. Was waren hierfür die genauen Gründe?
Anfangs war ich im ALBA-Jugendprogramm, habe sogar ProB gespielt. Später bin ich in die U20-Nationalmannschaft berufen worden, was dann ausschlaggebend für meinen weiteren Werdegang sein sollte. Denn ein Sportjournalist, welcher gute Verbindungen in die USA hatte, sah mein Talent und empfahl mich weiter. Auf diese Weise wurde das College schnell zu einer echten Option, zumal Amerika schon immer ein Traum für mich war.
War das Hawaii auch?
Das war einer der exotischsten Orte, an denen ich jemals Basketball gespielt habe. Mit dem „normalen“ Amerika ist das nicht zu vergleichen. Zwar ist Hawaii amerikanisch angehaucht, irgendwie aber schon auch ein kleines Paradies. Honolulu, wo ich zur Uni ging, versprüht hingegen dennoch ein typisches Großstadtflair. Auf jeden Fall eine richtig coole Erfahrung!
Nie eine Chance
Doch du warst nicht nur zum Basketball spielen dort, sondern auch zum Studium.
Angefangen habe ich mit Politikwissenschaften, was ich immer noch sehr spannend finde. Coach Massimino an der Northwood University überredete mich jedoch später, etwas Bodenständiges, nämlich BWL, zu studieren.
War durch deine College-Zeit der Weg zum Profibasketball geebnet?
Natürlich wollte ich nach dieser Zeit schauen, ob sich etwas ergibt. Tatsächlich erhielt ich ziemlich schnell verschiedene Angebote, leider traf ich damals aber nicht die beste Entscheidung.
Deine erste Profisaison hattest du dir sicherlich anders vorgestellt.
An sich ist Bayreuth eine tolle Stadt mit super Menschen, in der ich mich echt wohl gefühlt habe. Bei medi lief es aber nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Ein paar Jungs von der U20-Nationalmannschaft waren bereits Profis und spielten in der BBL. Das war daher auch mein Ziel. Wie gewünscht weiterentwickeln konnte ich mich unter Coach Koch aber leider nicht. Trotz negativer Schlagzeilen und Ausrutschern von Teamkollegen bekam ich nie eine wirkliche Chance. Und das, obwohl ich im Training immer Leistung gebracht habe.
Luxus in Chemnitz
Zur Saison 2016/17 führte dich dein Weg zu dem Chemnitz 99ers in die PRO A. Warum dieser Schritt “rückwärts”?
Zuerst hatte ich darauf gehofft, bei einem anderen BBL-Verein nochmal eine Chance zu bekommen. Es hat sich allerdings keiner gefunden, der mir einen Vertrag anbieten wollte. In der ProA gab es jedoch einen Trainer, der sehr interessiert an mir war. Ich wollte mit meinem Papa gerade den Urlaub in Brasilien genießen, als plötzlich mein Agent anrief. Er sagte: „Komm mal nach Chemnitz! Die wollen sehen, wie du spielst“. Das war es dann mit dem Urlaub, denn zwei Tage später stand ich dort bereits in der Halle.
In deiner zweiten Saison bei den 99ers lief es für dich nun richtig gut, während es für das Team nicht so erfolgreich war.
Ich gebe immer alles auf dem Spielfeld und hatte eine Menge Selbstbewusstsein. Da passte eigentlich alles zusammen. Dementsprechend positiv war auch das Feedback vom Trainer, vom Verein und von meinem Agenten. Was genau im Team nicht rund lief, ist immer schwer zu beurteilen.
Wieso hast du deinen Vertrag um 2 (+1) weitere Jahre in Chemnitz verlängert?
Der Verein und die gesamte Organisation gaben mir das Gefühl, dass sie weiterhin auf mich bauen. Auch, weil ich einen Job als zweites Standbein hier habe, fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Neben dem Basketball schreibe ich nämlich gerade meine Masterarbeit bei einem jungen, rasant wachsenden Unternehmen aus Chemnitz. Dort bekomme ich sogar eine richtige Teilzeitstelle. Diese zwei Dinge verbinden zu können, ist definitiv Luxus.
Doch nicht nur dieses Unternehmen ist aufstrebend, sondern auch die Chemnitz 99ers. Im vergangenen Sommer wurde beschlossen, dass eure „Hartmann-Hölle“ aufgewertet und bundesligatauglich gemacht wird.
Hinter dem Klub steht ein junges, tatkräftiges Team. Dort werden Ideen und Konzepte entwickelt, wie Chemnitz neben Dresden und Leipzig auf der Landkarte mehr in Erscheinung treten kann. Langfristig haben der Verein und die Stadt sicherlich die BBL als Ziel.
Zuvor gilt es jedoch, in der ProA anzugreifen. Mit Tübingen kommt ein weiterer namhafter und langjähriger Bundesligastandort in die Liga.
Mein Ziel lautet ganz klar: Playoffs! Aber es gibt viele Teams, die am Ende gute Chancen haben. Ich merke zudem, dass die ProA immer stärker wird.
Von Korsika in die RAISE UP ACADEMY
Malte, in den sozialen Netzwerken bist du ziemlich aktiv. Wie wichtig ist dir der Kontakt zu den Fans?
Ich finde es wichtig, den Fans eine solche Plattform zu bieten. In Bayreuth war dies wirklich klasse: Es gab einen monatlichen Fan-Stammtisch, an dem immer verschiedene Spieler teilnahmen. Vielleicht ist dies ja auch eine Idee für Chemnitz, das wäre eine wahnsinnig tolle Sache.
Was hat es mit dem Namen “Rasta Aleman” auf sich?
Als ich mit einem Kumpel auf Hawaii mit Instagram angefangen habe, war ich auch noch ein bisschen „verrückter“. Ich habe damals die Rasta-Kultur ziemlich gefeiert und gerne Reggae gehört. Da ich Spanisch spreche und in Argentinien war, ist dieser Name dann zustande gekommen (Anm.: „El Alemán“ = „der Deutsche“).
Wie verbringst du aktuell die Offseason?
Ich war auf Korsika, bin jetzt aber wieder zurück. Da meine Freundin aus Chemnitz kommt, bin ich nun viel mit der Familie unterwegs. Ansonsten arbeite ich aber nebenbei und trainiere regelmäßig. Wenn ich mal entspannen will, gehe ich auch gerne in Cafés – zum Beispiel in den Haamit oder Emmas Onkel. Zudem organisiere ich erstmals in diesem Sommer zusammen mit ein paar Coaches ein Basketballcamp – die RAISE UP ACADEMY. Kinder können sich hier auch kostenfrei verschiedener Tutorials bedienen, um bestimmte Skills zu erlernen und sich basketballerisch weiterzuentwickeln.
Vielen Dank für das nette Gespräch!
13.07.2018
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