Maodo Lô – der aufstrebende, deutsche Guard von Brose Bamberg. Wer hatte ihn bis zur EM 2015 überhaupt auf dem Radar? Inzwischen ist Maodo in seiner zweiten Saison beim amtierenden deutschen Meister. Daher nutzten wir am Euroleague-Media-Day die Möglichkeit und stellten ihm ein paar Fragen über seine Jugend, die Zeit in den USA und seine aktuelle Situation im beschaulichen Oberfranken.

Maodo über seine Jugend und seinen Weg zum Basketball

Maodo, du bist der Sohn eines senegalesischen Vaters und einer deutschen Mutter. War es für dich als Deutscher mit ausländischen Wurzeln von Vorteil in der Hauptstadt aufzuwachsen?

Ich hatte in Berlin ein multikulturelles Umfeld in meiner Kindheit, was für mich kein Nachteil war. Das heißt, dass ich mich so entfalten durfte wie ich wollte, ich durfte so sein wie ich bin. Ich liebe diese Leute und die Stadt. Von daher bin ich stolz, Berliner zu sein.

Ich bin stolz, Berliner zu sein.

Du kamst relativ spät zum Basketball. Hattest du während deiner Schulzeit in Berlin schon immer ein besonderes Verhältnis zu Ballsportarten?

Ja, anfangs spielte ich Fußball. Auch im Tennis habe ich mich ausprobiert. Ballsportarten liegen mir einfach – von daher war der Übergang zum Basketball nicht schwer für mich.

Wie kamst du genau zum Basketball?

Ein Videospiel meines Bruders weckte bei mir das Interesse am Basketball. Wir hingen einen Korb am Hochbett auf und zockten immer. Kurze Zeit später spielte ich im Verein und so kam das Ganze ins Rollen.

Über seine Zeit in den Vereinigten Staaten

Du bist mit 18 Jahren bereits in die Vereingten Staaten gegangen. War es da schon dein Ziel als College-Absolvent Basketballprofi zu werden?

Ich wollte immer Profi werden bzw. professionell Basketball spielen. Mein erstes Ziel war es allerdings, überhaupt aufs College zu kommen. Es war nichts stategisch geplant.

Und warum wolltest du unbedingt den Weg über das College nehmen?

Ich hatte in Deutschland nie die Aufmerksamkeit bekommen, die ich wollte. Von daher war es mein großes Ziel, neben dem Basketball auch etwas zu lernen und ein Studium zu beginnen. Und ich war mir relativ sicher, dass mir der amerikanische Basketball mehr liegt als der europäische Stil.

Welche Erfahrungen hast du am College gesammelt?

Zu aller erst war es natürlich eine kulturelle Umstellung – die Jugend in Europa ist deutlich reifer als die in den USA. Zum einen der soziale Aspekt, aber auch zum Beispiel der Führerschein oder der Umgang mit Alkohol. In Amerika ist alles konservativer und strikter.

Ich lebte vier Jahre in New York City, in Manhattan, habe dort Freunde fürs Leben kennen gelernt. Ich fühle mich einfach wohl in Großstädten. Hier kann man New York mit Berlin vergleichen. Wenn man den Kopf nicht frei hat, kann man sich leicht ablenken und ist danach schnell wieder fokussiert. Ich liebe Großstädte.

Maodos Weg zum Profibasketball

Maodo, nach dem Studium hast du dich für Bamberg und gegen Berlin entschieden. Was waren deine Beweggründe und deine Ziele in der letzten Saison?

Euroleague Media Day Maodo

Treffen beim Euroleague Media Day in Bamberg

Ja, ich habe mich für Bamberg entschieden. Ich wollte erfolgreich sein mit dem Team – das haben wir geschafft mit dem Meistertitel und dem Pokalsieg. Persönlich wollte ich mich weiterentwickeln, lernen und ein Teil des Teams werden.

Ich hatte anfangs auch Bedenken, weil ich ein Großstadtkind bin. Da wir aber so viele Spiele haben und sehr viel reisen, heißt es in der spielfreien Zeit zu regenerieren.Einerseits schlafe ich viel, andererseits verbringe ich dann auch gerne die Zeit mit meiner Freundin. Daher ist  eine Kleinstadt wie Bamberg von Vorteil, weil man sich nicht so leicht ablenken lassen kann wie in Berlin oder New York. Zudem sind die Leute hier sehr nett und man isst in den Restaurants wirklich gut.

Welche Erfahrungen hast du in deiner ersten Profisaison in Bamberg gemacht?

Naja, das Level in Bundesliga und Euroleague ist schon deutlich höher, aber auch der Basketballstil ist anders. Coach Trinchieri erwartet sehr viel von seinen Spieler, lässt komplexe Systeme spielen. Diese Umstellung war nicht immer einfach für mich. Ich musste lernen, mich anzupassen.

Ich fühle mich auf dem Court von Tag zu Tag viel wohler.

Apropos Coach Trinchieri – ist er immer so emotional wie man ihn an der Seitenlinie wahrnimmt?

Er fordert viel, aber ist niemals negativ eingestellt. Man lernt auch tagtäglich immer dazu. Ich sehe jetzt auf dem Spielfeld die Sachen oft schon anders als letzte Saison. Ich verstehe das Spiel nun deutlich besser, zum Beispiel das Pick and Roll, das Spacing oder andere Automatismen. Daher fühle ich mich jetzt auch viel wohler auf dem Court.

Maodo, wie fühlt es sich an, wenn man in der Brose-Arena aufläuft?

Unsere Arena ist immer ausverkauft. Es ist sehr laut und wir haben leidenschaftliche Fans. So macht jedes Spiel hier in Bamberg Spaß.

Wie verkraftet ihr die Doppelbelastung mit BBL und Euroleague?

Wir haben ein gutes Programm mit unserem Athletiktrainer aufgestellt. Außerdem müssen wir natürlich gut esse: Nichts Süßes, keine Chips. Dafür viele Kohlenhydrate, Gemüse, Fisch und Proteine. Und natürlich viel schlafen. Wobei Ernährung das Wichtigste ist, das darf man nicht unterschätzen!

Du bekommst inzwischen mehr Spielzeit in der Euroleague als noch in deiner Anfangszeit in Bamberg. 

Natürlich ist es mein Anspruch, das Team zu führen. Je mehr Erfahrung du hast, desto mehr Vertrauen bekommst du auch.

Hattest du vergangene Saison als Euroleague-Rookie Respekt vor großen Namen wie Milos Teodosic?

Ja, Respekt ist natürlich da, aber Angst darf man keine haben. Sonst brauchst du erst gar nicht spielen. Und zugleich benötigst du auch Vertrauen in dich – in deine eigenen Fähigkeiten!

Nikos ist der Wahnsinn.

Bamberg hat mit Nikos Zisis auch einen Veteranen im Team. Lernst du von ihm?

Nikos ist der Wahnsinn! Er gibt mir so viele Tipps und hilft mir unglaublich oft. Als ich letztes Jahr einen Durchhänger hatte, war er es, der mir geholfen hat. Er hat mir meine Fehler aufgezeigt und mich anschließend korrigiert. Aber auch Janis Strelnieks hat mich weiter nach vorne gebracht und unterstützt.

Wie schwer wird es für eure Neuen in die Fußstapfen von Strelnieks, Melli oder Theis zu treten?

Es ist immer eine große Herausforderung als Neuzugang in die Systeme eines anderen Coaches zu kommen, dies dauert eine gewisse Zeit. Das habe ich letzte Saison selbst erlebt. Sobald wir uns aneinander gewöhnt haben und uns auch auf dem Feld verstehen, werden wir richtig gut sein. Das wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Aber wir haben schließlich auch noch 70 Spiele vor uns.

Wie siehst du national als auch international die Konkurrenz?

Aktuell sieht es bei München schon sehr rund aus. Viele Teams stecken aber noch mitten in einem großen Entwicklungsprozess. Von daher ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um irgendwelche Prognosen abzugeben – auch international. Je schneller wir zusammenfinden, umso erfolgreicher werden wir sein.

Maodo Lô in der Nationalmannschaft

Maodo Lô mit Dennis Schröder (Foto: Arne Dedert / dpa)

Über eine erfolgreiche Europameisterschaft

Bei der EM 2017 hast du an der Seite von Dennis Schröder eine sehr beachtliche EM gespielt. Wie ist dein Resümee?

Ich kam oft von der Bank und durfte einen, wenn nicht sogar den besten Aufbauspieler der Welt ersetzen. Zumindest definitiv den besten Point Guard Europas. Das bedeutete für mich, mein Scoring orientiertes Spiel etwas hinten anzustellen. Dies war eine neue Rolle für mich, aber auch hier habe ich viel lernen dürfen.

Und schließlich haben wir eine gute EM gespielt. Wir haben Frankreich geschlagen, auch Italien und gegen Spanien eine starke Partie gespielt. Hier hat dann Marc Gasol den Unterschied gemacht. Wir haben uns als Team sehr gut präsentiert.

Apropos Sieg gegen Frankreich. Kurz vor Schluss unterlief dir ein fast folgenschwerer Turnover. Was geht bei dir in einer solchen Situation im Kopf vor?

Es war nicht mehr viel Zeit auf der Uhr. Ich wollte nicht werfen. Dann war ich in der Ecke und dachte nur, ich muss hier raus. Ich hätte anschließend den Ball keinesfalls passen dürfen, sondern mich foulen lassen müssen. Dann geriet ich kurz in Panik und beging den Fehler. Es war mein einziger Turnover im Spiel, leider ein gravierender. Aber zum Glück ging das ganze noch gut aus.

Es ist mir eine Ehre, die Farben Deutschlands vertreten zu dürfen.

Warum stehst du der Nationalmannschaft im Gegensatz zu anderen potenziellen Kandidaten immer zur Verfügung?

Zum einen bin ich noch ein junger Spieler, zum anderen ist die Nationalmannschaft gut für mich. Man spielt im Sommer auf einem hohen Niveau und kommt dadurch gut vorbereitet in die neue Saison. Natürlich ist es für mich aber auch eine große Ehre die Farben Deutschlands zu vertreten und einer der besten Spieler meines Heimatlandes zu sein.

 

Maodo, vielen Dank für das Gespräch.

 

zum Interview mit Thorsten Vogt

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