Normalerweise bin ich nicht der Typ, der stundenlang unterwegs ist, nur um sein Lieblingsteam anzufeuern. Diesmal war es jedoch anders. Wie einige von euch vielleicht schon wissen, schlägt das Herz unserer Redaktion in der BBL für Bayreuth. Als klar war, dass eine Bayreuther Mannschaft seit einer gefühlten Ewigkeit wieder an einem internationalen Wettbewerb teilnimmt, spielten wir das erste Mal mit dem Gedanken einer weiten Auswärtsfahrt. Nach der Auslosung stand dann ziemlich schnell fest, dass es für Jens und mich nach Athen gehen sollte: Gutes Essen, angenehmes Klima und eine Kultur, in der Basketball einen ganz anderen Stellenwert hat!
Raus aus der Kälte
Samstag, 03.02.2018 – Bei leichtem Schneefall und um die Null Grad zeigte sich Bayreuth von seiner typischen winterlichen Seite. Um gestärkt die lange Reise anzutreten, schauten wir gegen 16 Uhr nochmals bei unserer Lieblings-Dönerbude vorbei. Der türkische Teigfladen ist ja schließlich auch schon fast wie Gyros. Um 18:30 Uhr war es dann endlich soweit: Wir stiegen in den Zug nach Nürnberg. Von dort aus sollten wir über Würzburg in Frankfurt ankommen. Sagt mal ihr Frankfurter, mischt ihr beim Radler immer Bier mit Orangenlimonade?
Kurz nach Mitternacht fuhren wir vom Hauptbahnhof schließlich zum Flughafen. Dann galt es, sich irgendwie wach zu halten und die lange Wartezeit in einem renommierten amerikanischen Restaurant mit dem Buchstaben „M“ möglichst kurzweilig zu gestalten. Der Billigflieger einer irischen Airline sollte nämlich keine Minute früher als 6:30 Uhr von der nasskalten Startbahn abheben. Übermüdet in Griechenland angekommen, nahm das Ganze auch schon seinen Lauf.
Grundzüge der Demokratie
Sonntag, 04.02.2018 – Als wir zur Mittagszeit die zentrale Metrostation Monastiraki verließen, standen wir beinahe schon mittendrin. Griechische Flaggen wurden von Straßenhändlern verkauft und die Leute schienen aus allen erdenkbaren Richtungen hierher zu strömen. Läuft das hier etwa immer so ab? Erstmal jedenfalls sind wir zu unserer Unterkunft gepilgert, haben eingecheckt und verstauten unsere Koffer. Dann sollte es wieder zurück in die Altstadt Athens – Plaka – gehen.
Dort machten wir uns den Spaß und folgten der Massenbewegung, welche den Platz vor dem Parlamentsgebäude zum Ziel hatte. Ehe wir uns versahen, steckten wir auch schon mittendrin. Das ist wörtlich gemeint, denn bewegen konnten wir uns für die nächsten Minuten in keine Richtung mehr. Das griechische Volk wollte mit dieser lautstarken Demonstration kundtun, dass Mazedonien doch auch zu Griechenland gehöre. Zum Ausklang des Abends wurde selbstverständlich noch gut gegessen.
Das pulsierende Herz Athens
Montag, 05.02.2018 – Für den ersten „vollen“ Tag hatten wir uns zumindest eine Alibi-Sightseeingtour vorgenommen. Bevor die mit Spannung erwartete Ruinentour jedoch startete, waren wir schon wieder im wilden Treiben gefangen. Schon wieder eine Demonstration? Die spinnen doch, die Griechen. Pustekuchen! Vor unserem Hotel hatten Obst- und Gemüsehändler ihre Ware zur Schau gestellt. Und in der Halle gegenüber wollte uns noch ein viel größeres Spektakel beeindrucken: Der Fisch- und Fleischmarkt. Dort füllten vom gemütlichen Rentner bis hin zum aufstrebenden Gastronom beinahe halb Athen seine Einkaufstüten. Ich liebe Märkte!
Genauso liebe ich natürlich Museen. Spaß beiseite, da wir nicht die Tourismus-Hochzeit erwischten, hatte man sogar etwas von den Denkmälern. Und bei Sonnenschein macht es eh viel mehr Spaß, durch Parkanlagen bis rauf zur Akropolis zu wandern. Wo wir schon dabei waren, besichtigten wir noch gleich das Dionysos-Theater, den Zeustempel sowie das antike Olympiastadion. Manches aber zu unserem großen Leidwesen nur von außen. So ging wieder ein Tag zu Ende. Und am nächsten Tag erwartete uns schon das Basketballspiel zwischen AEK Athen und medi bayreuth.
Piräus ist nicht gleich Athen
Dienstag, 06.02.2018 – der Tag des Spiels war gekommen. Und so langsam machte sich ein leichtes Kribbeln bemerkbar. Denn Bayreuth konnte im schlimmsten Fall noch ausscheiden, wenn auch dann alles hätte schief gehen müssen. Doch zunächst ging es für uns mit der Tram nach Piräus – endlich ans Meer! Im Reiseführer hatten wir von einem interessanten Kriegsschiff gelesen, das nur noch als Museum dient. Erst dachten wir, dass wir uns geirrt haben. Doch tatsächlich waren wir die einzigen Besucher auf dem von Marineoffizieren bewachtem Kahn. Wir fragten zwei von ihnen nach ihrem Basketballgeschmack. Panathinaikos Athen war die Antwort. „Wir können mit unseren Kanonen das Fußballstadion sowie die Basketballarena von Olympiacos beschießen“, scherzten sie. Das glaubte ich zumindest.
Während einer Hafentour in Piräus ließen wir es uns nicht nehmen, einen kleinen Seeimbiss zu uns zu nehmen. Mit der Weile bekamen wir auch ein Gefühl dafür, welchen Stellenwert der Basketball in Griechenland genießt. In der Hafenstadt von Athen gab es nicht nur die imposante Arena von Olympiacos, sondern auch einen Park der es in sich hatte: Ein nagelneues Basketballfeld reihte sich an das andere. Paradiesisch! Ja und zugegeben, auch das Fußballstadion machte etwas her.
Aufstehen ist verboten!
Jetzt war es endlich an der Zeit! Die Metro transportierte uns zum Olympiapark, welcher zehn Kilometer nördlich von Athen errichtet worden war. Ein riesiges und beeindruckendes Gelände, definitiv aber auch schon etwas in die Jahre gekommen. Bewundernswert war, dass Jugendliche im Freibad bei zehn Grad Celsius ins Wasser sprangen. Ein klarer Fall, hier wird für Olympia trainiert! Dass ihre Eltern in Winterjacken eingepackt am Beckenrand standen, gab ein skurriles Bild ab.
Nun durften wir endlich in die Basketballarena, die sowohl Heimat für AEK Athen als auch für Panathinaikos Athen ist. Gut dreißig Bayreuther waren es mit Sicherheit, welche von den Sicherheitskräften hochsensibel behandelt wurden. Das Spiel begann, medi Bayreuth hatte einen guten Start. Wie bei jedem Spiel standen wir auf, um die Mannschaft zu unterstützen. Dem Offiziellen von AEK Athen gefiel dies aber scheinbar nicht. Mit harten Worten zwang er alle Gästefans, sich hinzusetzen. Er drohte sogar uns aus der Halle zu entfernen!
Respektlos. Wie wenn in der riesigen Halle jemand dadurch gestört worden wäre. Umso mehr ärgerte es uns, dass Athen in letzter Sekunde den Sieg und somit die Qualifikation für das Achtelfinale der FIBA Champions League schaffte. Dass Bayreuth trotz der Niederlage weiterkam, entschädigte wenigstens ein bisschen. Gastfreundschaft kennen wir jedenfalls anders. Insgesamt jedoch ein toller Städtetrip!
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