T.J. DiLeo spielt so gut wie noch nie. Dabei ist seine größte Stärke, dass er eigentlich gar keine richtige Schwäche hat. Der Sohn des erfolgreichen Basketballtrainers Tony DiLeo hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Nach seiner Senior-Saison an der Temple University verhalf er zunächst den GIESSEN 46ers als Leistungsträger zum Aufstieg in die BBL. Im Oberhaus angekommen, gab er für die Hessen mit 5,5 Punkten pro Spiel einen soliden Rotationsspieler ab. 2016 sollte dann der Wechsel an den Rhein zu den ambitionierten Telekom Baskets Bonn erfolgen. Dort entwickelte er sein Spiel in vielerlei Hinsicht weiter und etablierte sich dieses Jahr in der Starting Five. Und noch immer macht es den Anschein, als hätte er sein Potential nicht vollständig ausgeschöpft.

Zurück ins Geburtsland

T.J., du bist in Düsseldorf geboren und kurze Zeit später mit deinen Eltern in die Staaten gezogen. Wie bist du dort aufgewachsen?

Richtig, das war als ich vier Monate alt war. Dort habe ich dann die nächsten 23 Jahre gelebt. Ich ging an die Highschool, danach war ich fünf Jahre an der Temple University und spielte in der NCAA. Mein Vater arbeitete die letzten 20 Jahre für die Philadelphia 76ers. Deswegen bin ich auch großer 76ers Fan. Ich erlebte die Iverson-Ära live mit. Mit 23 Jahren ging ich dann nach Gießen.

War für dich von Beginn an klar, dass du – genauso wie dein bekannter Vater Tony DiLeo – ins Basketballgeschäft einsteigst?

Ich liebe seit Kindesbeinen an diese Sportart. Meine Eltern haben mich aber zu keinem Zeitpunkt unter Druck gesetzt Basketballer zu werden. Anfangs habe ich im Frühling und Sommer Fußball gespielt, im Herbst und im Winter Basketball. An der Highschool habe ich auch noch Fußball gespielt, am College dann nur noch Basketball.




Nach dem College führte dich dein Weg zurück nach Deutschland. War dies die einzige Option für dich?

2011 spielte ich in der deutschen U20-Nationalmannschaft unter Coach Denis Wucherer. Da er nach meiner Collegezeit Trainer der Gießen 46ers in der ProA war, fiel mir die Entscheidung sehr leicht. Ich wollte unter ihm meine ersten Gehversuche als Profi machen. Schließlich wusste ich, was er verlangt. Daher war diese Situation für mich sehr angenehm und einfach.

Wie schnell hattest du dich in Gießen eingelebt? Schließlich warst du sehr schnell der Publikumsliebling.

Gießen ist eine basketballverrückte Stadt. Wenn die Fans sehen, dass du auf dem Feld alles gibst, dann honorieren sie das. Von daher fiel mir die Eingewöhnung sehr leicht.

Bonn ist eine Nummer größer

Ein Jahr später bist du als Kapitän mit den 46ers in die BBL aufgestiegen. Was waren deiner Meinung nach die entscheidenden Faktoren?

Wir hatten einen bärenstarken Kader und wir funktionierten als Team. Mit Cameron Wells, Yorman Polas Bartolo, Eric Palm und Benni Lischka hatten wir vorzügliche Spieler in unseren Reihen. Außerdem stellten uns unsere Coaches sowohl offensiv als auch defensiv super ein.

Nach einem Jahr BBL mit Gießen dann der Wechsel zu den Telekom Baskets Bonn. Dein nächster Karriereschritt?

Genau. Auch wenn mir der Schritt schwer fiel, denn Gießen wurde zu meiner zweiten Heimat. Bonn ist eine Nummer größer und spielt auch regelmäßig international. Zusätzlich hörte ich beispielsweise von Ryan Brooks nur Positives über den Basketballstandort Bonn. Er erzählte mir von den Trainingsmöglichkeiten, dem Telekom Dome, aber auch von den Fans.

Bonn T. J. DiLeo

T. J. DiLeo beim Auswärtsspiel in Bayreuth

In der letzten Saison warst du das erste Mal in zwei Wettbewerben aktiv – mit Bundesliga und FIBA EuropeCup. War dies ein Problem für dich?

Für mich war diese Situation ein Glücksfall. Schließlich spielte ich in der BBL nur zehn Minuten pro Spiel. International durfte ich länger ran, holte mir dadurch Vertrauen. Das war für meine Entwicklung sehr gut.

In dieser Saison stehst du deutlich länger auf dem Feld und hast auch bessere Wurfquoten. Spürst du das Vertrauen vom Trainer?

Coach Krunic gibt all seinen Spielern viel Vertrauen. Er spricht sehr viel mit uns und pflegt ein sehr gutes Verhältnis. Aber ich habe im Sommer auch viel mit meinem Vater und meinem Bruder Max trainiert. Wir waren sehr oft in der Halle.

Weckruf zur rechten Zeit

Predrag Krunic ist während eines Spiel immer sehr aktiv am Spielfeldrand. Nimmst du das überhaupt wahr?

Mit seiner Art des Coachings gibt er uns viel Energie von der Seitenlinie. Er ist sozusagen unser sechster Mann in der Verteidigung. Aber das gleiche spielt sich auch während der Trainingseinheiten ab. Kurze, sehr intensive Trainingseinheiten. Er ist sehr fordernd, aber auch fördernd. Immer 110 Prozent.

Welche Rolle nimmst du innerhalb der Baskets ein? Wer ist der Kopf des Teams?

Wir haben sehr viel Talent und einen hohen Basketball-IQ. Josh Mayo ist ein außergewöhnlicher Spieler. Ich bin für die bodenständigen Dinge zuständig. Meine Stärken liegen im Pick&Roll mit Julian Gamble. Ich muss als Aufbauspieler die richtigen Entscheidungen treffen, meine freien Mitspieler finden. Aber ich muss auch selbst als Scorer in Erscheinung treten.




Mit der Niederlage gegen Bremerhaven habt ihr euch die Teilnahme an der Pokal-Qualifikation vermasselt. Danach folgte der knappe Sieg gegen Tübingen und ein Feuerwerk gegen Bamberg. Wie erklärst du dir solche Schwankungen?

Das Spiel gegen Bremerhaven war ein Weckruf zur rechten Zeit für uns. Auch wenn es das dritte Spiel innerhalb von fünf Tagen war, darf man eine solche Leistung nicht abliefern. Bremerhaven hat unsere Schwächen eiskalt ausgenutzt. Wir haben einiges vermissen lassen, gegen Tübingen war es dann schon wieder besser. Gegen Bamberg haben wir das fast perfekte Spiel abgeliefert. Wir nutzten deren Reisestrapazen aus. Ich denke, inzwischen sind wir wieder auf dem richtigen Weg.

Was ist für die Telekom Baskets Bonn in dieser Saison möglich?

Die Playoffs sind ganz klar unser Ziel. Letztes Jahr spielten wir die ganze Zeit um Platz fünf und zum Schluss verloren wir einige Spiele, so dass wir im Viertelfinale gegen Bamberg spielen mussten. Das darf uns diese Saison nicht passieren, wir müssen auch im April noch hochkonzentriert unseren Basketball spielen. Dann ist auch noch mehr möglich. Allerdings können wir dieses Jahr auch mit einer Niederlagenserie ganz schnell aus dem Rennen um die Playoff-Plätze fallen, da die Liga dieses Jahr sehr eng beieinander ist.

Ein Wurf wie Josh Mayo

Was sind deine persönlichen Ziele in Bonn bis zum Ende der Saison 2018/2019?

Für mich zählt nur der Teamerfolg. In jedem Spiel möchte ich die Mannschaft bestmöglich unterstützen. Und Ende April soll jeder Einzelne seinen besten Basketball spielen.

Wo siehst du deine Stärken?

Meine Stärken liegen im Pick&Roll, in der Transition und im Zug zum Korb. Aber auch mein Mitteldistanzwurf fällt ganz gut.

Und deine Schwächen?

Der Wurf aus dem Dribbling heraus. Wie Josh Mayo um die Blöcke läuft und dann abdrückt, so sollte es sein.

Wie häufig hast du Kontakt zu deinen Eltern in den USA? Und wie oft siehst du deinen Bruder Max, der in Köln spielt?

Mit meinen Eltern habe ich nahezu täglich Kontakt, entweder per Facetime oder wir telefonieren ganz klassisch. Sie besuchen uns jedes Jahr im August und September für ein paar Wochen und dann nochmals, wenn die Playoffs starten. Meine Mutter hat hier über 20 Jahre gelebt, mein Vater auch einige Jahre. Beide lieben Deutschland. Mit meinem Bruder ist es natürlich ideal. Unsere Wohnungen liegen 25 Autominuten voneinander entfernt, von daher verbringen wir viel Zeit miteinander.

Was sind deine Lieblingsplätze rund um Bonn?

Am liebsten verbringe ich meine Freizeit in meiner Wohnung und entspanne. Zum anderen gehe ich gerne in ein Restaurant in der Nähe. Dort wird auch immer für die Gastmannschaften gekocht. Der Chef des Hauses, Paolo Granatella, kennt uns alle persönlich und wir fühlen uns dort wie in einer zweiten Familie.

Möchtest du den Fans deiner Telekom Baskets Bonn etwas mit auf den Weg geben?

Danke für den Support! Danke für die Unterstützung auch in den Champions League-Spielen. Ihr seid wirklich klasse und steht immer hinter uns, auch wenn es mal nicht so gut läuft!

Vielen Dank für das angenehme Interview (auf Deutsch)!

 

Steve Wachalski: „Drei Punkte sind besser als zwei!“

Jonas Grof: „Er war wie ein zweiter Vater für mich.“

zurück