Wer weiß, wo sein Weg ohne den Rat seiner Grundschullehrerin hingeführt hätte. Vielleicht würde er den HSV vor dem Abstieg bewahren – oder zumindest bei den Kiez-Kickern in Liga Zwei spielen. Doch anstatt sich weiter fußballerisch zu entwickeln, entdeckte Bazou Koné den Basketball für sich. Zwar wurde er öfters durch Verletzungen zurückgeworfen, konnte sich jedoch immer zurückkämpfen. Diesen eisernen Willen bekam er von zwei aktuellen NBA-Spielern bereits in seiner Jugendzeit in Perfektion vorgelebt. Nahezu perfekt läuft auch die aktuelle Saison bei seinem aktuellen Klub aus Braunschweig, der bisher alle Experten eines Besseren belehrt.
Vom Fußball zum Basketball
Bazou, wie und wann kamst du genau zum Basketball?
Ich begann als kleiner Junge mit dem Fußball. Als ich acht Jahre alt war, schickte mich meine Grundschullehrerin zum Basketballtraining. Nach dem Probetraining war mir klar: Ich bleibe beim Basketball und höre mit Vereinsfußball auf. Warum sie mich ausgerechnet zum Basketballtraining geschickt hat, kann ich bis zum heutigen Tag nicht sagen. Das Einzige, was ich sagen kann: Vielen Dank für diesen Vorschlag!
In den Nachwuchsmannschaften von Braunschweig hast du neben Dennis Schröder auch mit Daniel Theis gespielt. Wie würdest du die beiden zwischenmenschlich beschreiben und was kannst du dir von ihnen abschauen?
Sowohl Dennis als auch Daniel waren schon in der Jugend extrem ehrgeizig und zielstrebig, wie ich es bisher noch nicht erlebt habe. Beide wussten, dass sie ihren Weg gehen werden. Genau diese Einstellung hat auch mir geholfen, dass ich jetzt in der BBL spiele. Jeder Mensch sollte sich hohe Ziele setzen.
Ihr habt zusammen im NBBL-TOP 4 das Halbfinale verloren. Anschließend trennten sich eure Wege. Warum führte dein Weg ausgerechnet nach Bremerhaven?
Ausschlaggebend war in erster Linie der Leiter des Nachwuchszentrums in Bremerhaven, Hamed Attarbashi. Ich kannte ihn bereits aus meiner Jugendzeit in Hamburg. Hinsichtlich Schule und Sport bot er mir das beste Gesamtpaket an.
Bazou, nach nur sieben Spielen in deiner Premierensaison in Bremerhaven hast du in der darauf folgenden Runde dann mehr Spielzeit erhalten. War das dein Durchbruch zum Profibasketballer?
Der Trainerwechsel von Doug Spradley zu Calvin Oldham war schon ein wenig der Wendepunkt in meiner Karriere. Unter Calvin Oldham wurde mir bewusst, dass ich den Weg als Profisportler gehen kann und gehen werde. Er sprach im Training viel mit mir. Dadurch gab er mir Vertrauen, welches ich ihm auf dem Parkett zurückzahlte.
Ein Schritt zurück – drei Schritte nach vorn
Bazou, in der Saison 2014/15 wurdest du als eine der ersten Verpflichtungen der Hamburg Towers vorgestellt. Dort wurdest du in deiner zweiten Saison zum Leistungsträger in der PRO A. War dies der richtige Schritt?
Definitiv, denn ich hatte mir im Sommer 2014 den Fuß gebrochen, durch Fehlbelastungen bekam ich Knieprobleme und konnte die Vorbereitung nicht vollständig durchziehen. Die Hinrunde habe ich zwar gespielt, jedoch dafür die komplette Rückrunde verpasst. In der zweiten Saison konnte ich dann wichtige Spielpraxis sammeln und Selbstvertrauen tanken. Ich kann ganz klar sagen: Durch den Schritt zurück in die PRO A konnte ich drei Schritte nach vorne machen. Diesen Weg kann ich jungen Spielern nur empfehlen.
Nach zwei Jahren in deiner Heimatstadt Hamburg hast du den Sprung in die BBL geschafft und wurdest von Ludwigsburg verpflichtet. Nach 13 Spielen bist du jedoch nach Gießen gewechselt.
Ich hatte in Ludwigsburg eine gute Zeit. Eigentlich hat alles gepasst. Lediglich hatte ich mir ein bisschen mehr Spielzeit erwartet. Allerdings hatte ich im Sommer 2016 eine Knieoperation und konnte dadurch auch nicht vollständig gesund in die Vorbereitung gehen. Dann ergab sich die Möglichkeit nach Gießen zu wechseln. Mit deren Coach Denis Wucherer war ich bereits länger in Kontakt.
Nach zwei Spielen für die Gießen 46ers kam leider das Saisonaus für dich durch eine weitere Verletzung.
Das war echt ein Rückschlag! Für mich war dies die schwerste Zeit meiner Karriere bisher. Nichtsdestotrotz muss man sich täglich immer wieder aufs Neue motivieren und an sich glauben. Glücklicherweise standen meine Freunde, mein Agent und meine Familie immer hinter mir und sprachen mir Tag für Tag Mut zu. Dadurch wurde ich mental auch stärker.
Bazou und Braunschweig zeigen es den Experten
Seit dieser Saison spielst du wieder in Braunschweig. War es ein Ziel von dir, irgendwann für die Löwen in der Beletage aufzulaufen?
Das war nicht zwingend ein Ziel für mich. Aber Frank Menz hat sich in Hamburg schon einige Spiele von mir angeschaut. Wir hatten im Sommer sehr gute Gespräche und mir wurden gute Perspektiven aufgezeigt.
Braunschweig galt für viele Experten als einer der potenziellen Abstiegskandidaten vor dieser Saison. Warum konntet ihr diese eines Besseren belehren?
Wir haben uns von Beginn an als Team hohe Ziele gesetzt, außerdem stimmt die Chemie innerhalb der Truppe einfach. Hier wurde innerhalb der Organisation vor der Saison eine hervorragende Arbeit geleistet. Jeder einzelne war ab dem ersten Tag sehr ehrgeizig. Wir wollten den Schlaumeiern zeigen, dass wir besser sind als viele glaubten. Das haben wir meiner Meinung nach richtig gut geschafft.
Dennis Schröder als Zugpferd
Ihr wart in letzter Zeit oft Gesprächsthema aufgrund des Engagements von Dennis Schröder. Was bedeutet es für dich, dass er Braunschweig in den nächsten Jahren zum Playoff-Team machen möchte?
Ich freue mich für Dennis und den Braunschweiger Basketball. Aber das ist eine Sache des Managements und hat nichts mit den aktuellen Spielern zu tun. Ich konzentriere mich daher weiterhin auf meine eigene Karriere.
Reicht ein Dennis Schröder aus der Ferne alleine aus, um mehr Zuschauer zu euren Spielen zu locken?
Dennis ist eine große und angesehene Persönlichkeit in und um Braunschweig. Er ist hier sehr beliebt. Durch sein Engagement kann man bestimmt den Zuschauerschnitt steigern und Sponsoren an Land ziehen.
Ihr seid ja bekanntlich gute Kumpels. Wie oft habt ihr tatsächlich Kontakt?
Im Sommer war ich zwei Wochen bei ihm in Atlanta und konnte mit ihm trainieren. Da wir seit unserer Kindheit an eine ähnliche Spielweise haben, gibt er mir wertvolle Tipps, die ich mir immer sehr zu Herzen nehme. Ansonsten haben wir fast täglich über die sozialen Netzwerke Kontakt. Er schaut sich unsere Spiele an und ich auch die Spiele der Hawks. Er gibt mir immer Feedback zu meinen Auftritten in der BBL.
Mein Motto? Sky is the limit!
Was sind die nächsten Karriereschritte eines Bazou Koné?
Ich möchte mich stetig verbessern. Ein großes Ziel ist es, mit Dennis gemeinsam in der Nationalmannschaft auf dem Parkett zu stehen. Ansonsten sind natürlich internationale Spiele auf Vereinsebene ein weiterer Schritt, idealerweise EuroCup oder EuroLeague. Ich lebe nach dem Motto: Sky is the limit.
Dein Vertrag endet nach dieser Saison bei den Braunschweiger Löwen. Könntest du dir ein längeres Engagement hier vorstellen?
Definitiv. Ich kann es mir sehr gut vorstellen, auch nächste Saison unter Coach Frank Menz für Braunschweig zu spielen.
Und zum Schluss: Bazou, wenn du mal nicht Basketball spielst, was machst du dann gerne?
Ich bin eigentlich ziemlich langweilig (lacht). Meistens bin ich mit Freunden zuhause oder gehe gerne Essen. Ansonsten spiele ich ab und an Billard oder bin mit Kumpels im Kino. Ich schaue mir viele Basketballspiele an, egal ob EuroLeague, Bundesliga oder NBA. Und wenn wir ein paar Tage frei haben, besuche ich meine Familie und Freunde in Hamburg.
Vielen Dank für das nette Gespräch!
zum Interview mit Florian Hartenstein von den Artland Dragons
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