Letzten Mittwoch war es wieder soweit: Die EWE Baskets Oldenburg verkündeten auf einem Neujahrsempfang, dass Rickey Paulding mindestens eine weitere Saison an der Hunte spielen wird. Ein Zeichen wahrer Vereinstreue, das in dem schnelllebigen Basketballgeschäft eine extreme Seltenheit darstellt. So wird die nächste Spielzeit seine 13. für den selben Verein werden. Und wer weiß, wie viele für den mittlerweile 36-Jährigen noch folgen werden.

Schon immer Oldenburg

Rickey, du bist so lang schon in Oldenburg. Was macht diesen Ort so besonders für dich?

Das sind verschiedene Faktoren, besonders aber die Menschen und meine EWE Baskets. Sowohl meine Familie als auch ich fühlen uns hier pudelwohl.




Gibt es typisch deutsche Sachen, die du in deinem Leben nicht mehr missen möchtest?

Der wichtigeste Aspekt ist, dass sich meine Kinder wohl fühlen. Sie können bedenkenlos auf die Straße, eine Runde Fahrrad fahren. Das ist ein großer Unterschied zu meinem Heimatland.

Hattest du in deiner Oldenburger Zeit irgendwann einmal den Gedanken, zu einem anderen Team zu wechseln?

Ich hatte viele Möglichkeiten, den Verein zu wechseln. Am Ende des Tages haben sich meine Ehefrau und ich allerdings immer für Oldenburg entschieden, da es für uns als Familie die beste Lösung war.

Könnte dich auch kein EuroLeague-Team zu einem Wechsel bewegen?

Als allererstes habe bei einem Angebot die Gesamtsituation für meine Familie im Blick gehabt. Da wir uns hier jedoch sehr wohl fühlen, wäre ich trotzdem in Oldenburg geblieben. An diesem Punkt der Karriere kommt für mich ein Wechsel nicht mehr in Frage.

Enttäuschung vor der Saison

Hattest du irgendwann einmal den Gedanken, eine zweite Staatsbürgerschaft annehmen zu wollen?

Nein, dann müsste ich wahrscheinlich meinen amerikanischen Pass abgeben. Und nach meiner Profikarriere gibt es die Überlegung, wieder in die USA zu gehen.

Blicken wir auf die jetzige Saison: Wie war es für dich als Spieler zu erfahren, dass brose bamberg euch vor der Saison den Platz in der BCL „geklaut“ hat?

Das war schon etwas enttäuschend, schließlich willst du als Basketballer spielen und dich auch im europäischen Wettbewerb mit anderen Teams vergleichen. Andererseits haben wir jetzt nahezu immer eine Woche Zeit, um uns fokussiert auf den nächsten Gegner einzustellen.

In der Liga seid ihr richtig gut im Rennen. Also ist es von Vorteil, nicht so viel reisen zu müssen wie in den letzten Jahren?

Vermutlich ist es ein Vorteil, dass man nicht so viel reisen muss. Auch wenn das einem als Spieler nichts ausmacht. Denn da willst du schließlich so viele Spiele wie möglich spielen.

Geheimnis der ewigen Jugend

Du hast vor ein paar Wochen 20 Punkte in einem Viertel erzielt. War dir das bewusst bzw. war das etwas Besonderes?

Eigentlich nicht. Ich fand ziemlich schnell meinen Rhythmus und meine Würfe fielen gut. Also es war jetzt nicht so, dass ich lauter verrückte Würfe traf.




Man hat das Gefühl, du wirst nie alt. Du gibst deinem Team immer wichtigen Input. Warum schaffst du es, immer noch auf diesem hohen Level zu überzeugen?

Das Wichtigste ist, dass man mit Spaß bei der Sache ist. Mein Körper lässt mich auch nicht im Stich und zusätzlich bleibe ich von Verletzungen verschont. Zudem passt meine Frau gut auf mich auf und kocht sehr gesund und lecker für unsere Familie. Wahrscheinlich ist also sie das Geheimnis (lacht).

Hast du noch regelmäßigen Kontakt zu früheren Mitspielern?

Ich tausche mich regelmäßig noch mit Chris Kramer aus. Mit anderen früheren Teamkollegen hab ich ein- bis zweimal jährlich Kontakt.

Rickeys Stars

Wie lautet deine Oldenburg All-Time-Starting-5?

Als Aufbauspieler würde ich natürlich meinen Freund Chris Kramer oder auch Jason Gardner aus der Meistermannschaft 2009 nennen. Julius Jenkins wäre der Shooting Guard und ich selbst der Small Forward. Auf Power Forward sind zudem Ronnie Burrell und Jasmin Perkovic, ebenfalls einer aus unserer Meistertruppe. Die Entscheidung bei den Centern ist sehr schwer, wir hatten traditionell immer starke Spieler auf dieser Position. Mich zwischen Adam Chubb, Brian Qvale und Rasid Mahalbasic zu entscheiden, ist schwer möglich.

Aktuell laufen die Votings für das All-Star-Game. Was ist deine Meinung zu der Veranstaltung und würdest du wieder gerne teilnehmen?

Klar, das ist immer eine Ehre. Das All-Star-Game ist eine tolle Veranstaltung. Man trifft nicht nur die besten und beliebtesten Spieler der Liga, auch meine Kinder und meine Frau sind immer dabei und man hat die Nähe zu den Fans.

Gibt es für dich einen Halbzeit-MVP?

Derrick Williams muss man da in erster Linie nennen, aber auch ein Luke Sikma oder unser Will Cummings sind Eckpfeiler in ihren Teams. Außerdem ist bei uns Rasid Mahalbasic sowohl offensiv als auch defensiv ein ganz wichtiger Spieler.

https://www.facebook.com/ewebaskets/videos/2276824652529099/

Oldenburg ist Pauldingburg

Wie lange will ein Rickey Paulding eigentlich noch spielen und was sind deine Pläne nach der Karriere?

Mit meinen 36 Jahren denke ich nur von Jahr zu Jahr als Profibasketballer. Natürlich möchte ich solange es nur geht spielen. Jetzt habe ich verlängert, danach entscheide ich zum Ende der kommenden Saison wieder gemeinsam mit meiner Familie. Wenn ich gesund bleibe und mich weiterhin gut fühle, möchte ich auch weiterhin Teil des Teams sein.




Gibt es zurückblickend ein bestimmtes Highlight deiner Basketball-Karriere?

Zum einen natürlich die Meisterschaft 2009. Aber auch das Playoff-Spiel gegen Ulm, als wir bereits mit 27 Punkten in Rückstand waren und ein einzigartiges Comeback schafften. Die Atmosphäre in der Halle – einfach unbeschreiblich!

Wie stolz macht es dich eigentlich, dass Oldenburg inzwischen auch Pauldingburg genannt wird?

Das ist schon cool. Für mich ist es momentan schon irgendwie komisch, da ich ja noch aktiv bin und hier spiele. Zurückblickend kann ich bestimmt einmal sagen, dass es mich unwahrscheinlich stolz macht, dass Oldenburg in Bezug auf Basketball mit mir in Verbindung gebracht wird.

Vielen Dank für das Interview. (29.01.2019)

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